Innovationsförderung in Oldenburg und Niedersachsen

Innovationen tragen maßgeblich zum Erfolg von Transformationsprozessen innerhalb unserer Wirtschaft bei. Das war sicherlich schon immer so, selten war der Transformationsbedarf jedoch so akut wie heute. Um unseren Wohlstand zu erhalten und gleichzeitig die Klimakatastrophe abzuwenden ist schnelles Handeln unerlässlich. Es stellt sich die Frage, ob unsere Startup- und Innovationsszene für diese Herausforderungen gewappnet ist. Ich habe mir daher die Gründungsszene sowie die bestehende Innovationsförderung für Oldenburg und Niedersachsen angesehen und die wichtigsten Informationen sowie Verbesserungsmöglichkeiten – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – zusammengetragen.

Innovationsförderung – Wie gut sind wir aufgestellt?

Bei der Betrachtung der Innovationsförderung in Oldenburg und Niedersachsen unterscheide ich zwischen Startups, Forschungsinstituten und dem Mittelstand. Oftmals werden diese Bereiche in der Betrachtung über einen Kamm geschert. Ich halte das für falsch, weil sich Rahmenbedingungen und Handlungsspielräume unterscheiden – auch wenn die Zielsetzungen oftmals ähnlich sind.

Startups: Für Startups gibt es in Oldenburg gute Rahmenbedingungen. Es gibt bezahlbare Büroräume (z.B. im TGO oder bei Zukunft.unternehmen), verschiedene Angebote für Netzwerkarbeit und kostenlose Beratungsangebote. Die guten Rahmenbedingungen machen sich auch in den Zahlen bemerkbar: Oldenburgs Universität gehört zu den Top 3 der Gründer-Universitäten in Niedersachsen.

Nicht überall in Niedersachsen gibt es so (verhältnismäßig) gute Gründungsbedingungen. Daher liegt Niedersachsen im deutschlandweiten Vergleich laut Startup Monitor nur im Mittelfeld.[1] Betrachtet man die soziodemografischen Merkmale, so fällt ins Auge, dass es kaum Gründerinnen gibt (ca. 20%) und überwiegend junge Menschen gründen (2021 waren 42,7 % der Gründer*innen zwischen 25 und 34 Jahren). Hier ist also noch viel Luft nach oben.

Ich halte es für wichtig, dass auch in anderen Städten Niedersachsens Gründungszentren an oder um die Universitäten herum eingerichtet werden. Die Beratungsangebote sollten möglichst vielfältig sein, um die aktuell in der Gründung benachteiligten soziodemografischen Gruppen gezielt zu fördern. Zudem ist eine Erhöhung und Verlängerung des Gründer*innen-Stipendiums der NBank für notwendig. Bislang gibt es acht Monate lang max. 2000€. Das reicht nicht, um laufende Kosten der Gründung und den Lebensunterhalt zu sichern. Unter Umständen kann auch das Angebot einer zeitlich begrenzten (stillen) Teilhaberschaft des Landes sinnvoll sein.

Forschungsinstitute: Niedersachsen kann mit einer Vielzahl von Forschungsinstituten aufwarten. Einige davon sind in Oldenburg ansässig, wie z.B. das OFFIS, das Institut für Vernetzte Energiesysteme (gehört zum DLR), das Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) oder das Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM). Im Rahmen meiner Kandidatur für den Niedersächsischen Landtag habe ich diese Institute und viele der aktuellen Forschungsprojekte kennenlernen dürfen. Vor allem in den Bereichen der Erneuerbaren Energien, Mobilität und Klimaschutz wird sehr viel geforscht und entwickelt – und überall kommen digitale Technologien zum Einsatz. Das Manko: Oftmals sind wir bei der Forschung & Entwicklung zwar mindestens so schnell wie bspw. die amerikanischen Innovations-Hochburgen. Durch bürokratische Hürden und tlw. auch fehlendes Wagniskapital nehmen wir uns aber die Chance Produkte zur Marktreife zu bringen. Wer Transformation aus der Forschung heraus unterstützen möchte, muss also zwingend Bürokratie abbauen und auch die Anzahl der Praxispartnerschaften in Forschungsprojekten weiter erhöhen.

Mittelstand: Dass es im niedersächsischen Mittelstand ebenfalls innovativ zugeht, weiß ich aus meiner beruflichen Praxis. Als IT-Projektmanagerin in einer Digitalagentur lerne ich viele verschiedene Unternehmen kennen und bin immer wieder positiv überrascht und begeistert, was für innovative Produkte hier aus der Region kommen! Aktuell merke ich aber auch die Drucksituation und die großen Herausforderungen vor denen Unternehmen stehen. Unternehmen wollen Klimaschutz, Digitalisierung, Innovation – sehen sich aber angesichts steigender Preise, dem Fachkräftemangel und knappen Ressourcen großen Unsicherheiten ausgesetzt. Nicht jede*r kann und will das Risiko eingehen mit einem Invest zu scheitern. Deswegen muss die Politik einen verlässlichen Rahmen schaffen und Planungs- und Investitionssicherheit geben.

Fazit

Wir sind in Niedersachsen gut aufgestellt, was nicht bedeutet, dass es nichts zu tun gäbe. Wichtig ist, dass das Potenzial der Innovationsförderung erkannt wurde und viele Maßnahmen bereits ergriffen werden. Trotzdem ist die Liste der Verbesserungsvorschläge lang und mit einem Blick auf Innovationsförderungen im europäischen Ausland wird sie auch schnell länger. Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft müssen mit Tempo an dem Thema dranbleiben, damit die eingangs erwähnten Transformationsprozesse bewerkstelligt werden können!


[1] https://startupverband.de/fileadmin/startupverband/mediaarchiv/research/dsm/DSM_2022.pdf Seite 15